Sunday, October 11, 2009

Der Wahnsinn hat viele Gesichter

Dies ist weder ein Gruppenphoto des Kegelclubs 'Alle Neunung!' aus Bottrop, noch ein Bild aus einem Katalog für Seniorenprodukte, noch ein Schnappschuß, der die Endrunden-Teilnehmer der 'Der Preis ist heiß'-Weltmeisterschaften zeigt. Es sind Mitgliederinnen der LCWR (Leadership Conference of Women Religious) aus den USA. Ja, richtig: Nonnen! Die Konferenz repräsentiert 95% der weiblichen Ordensleute der Vereinigten Staaten. Die restlichen (einen Habit tragenden) 5% gehören dem Council for Major Superiors of Women Religious an, das sich 1970 abspaltete und 1992 von Rom anerkant wurde.

Im Frühling wurde bekannt, daß der LCWR eine Visitation ins Haus steht und daß sie darüberhinaus grundsätzlich unter Beobachtung steht. Warum? Wem das Bild nicht reicht, der lese diesen Auszug aus einer Rede der Dominikanerin Laurie Brink, in welcher sie sich über das Ordensleben im 21sten Jahrhundert Gedanken macht [Übersetzung meine]:
    Die dynamische Option für das religiöse Leben, die ich 'Sojourning' nenne, ist schwieriger zu diskutieren, da sie eine Bewegung über die Kirche, ja sogar über Jesus hinaus beinhaltet. Eine solche Kongregation ist nicht mehr kirchlich. Sie ist den Grenzen institutionalisierter Religion entwachsen. Ihre Suche nach dem Heiligen mag in Jesus als dem Christus verwurzelt begonnen haben, aber tiefe Reflektion, Studium und Gebet haben sie geöffnet für das Heilige in der gesamten Schöpfung. Religiöse Titel, institutionelle Einschränkungen, kirchliche Autorität sind für diese Kongregation, die größtenteils nach-christlich ist, nicht mehr passend.
Zeit, die Segel zu streichen, meine Damen.

9 comments:

Raphaela said...

*keinewortefind*

:S

Johannes said...

Mitgliederinnen? Man kann die inclusive language auch kreativ einsetzen wie ich sehe.

Paul M said...

Huch. Ja werden denen denn die demographischen Segel nicht bald gestrichen? Haben die Nachwuchs?

Ich lese immer wieder, dass allein die "traditionelle" CMSWR Zuwachs verzeichne? Stimmt das? (Oder liegt das an meiner zugegeben einseitig orthodox katholischen Lektürewahl?)

Der Herr Alipius said...

Soweit ich weiß, liegst Du da einigermaßen richtig. Die Freakshows sterben aus, die Habitträger haben Nachwuchs. Das scheint zumindest die grobe Richtung zu sein.

Anonymous said...

Ich habe versucht, diese Rede zu verstehen, bin aber gescheitert: Ist diese Dominikanerin jetzt stolz darauf, wie sich das entwickelt hat, oder ist sie da und dort auch leise kritisch? Jedenfalls, wenn sich diese Vereinigungen selbst als "nachchristlich" verstehen, kann man ihnen nach meinem Verständnis das Recht auf Besitz oder Nutzung von Vermögen, das für ein christliches Leben gewidmet wurde, bestreiten ...

Hermann

Der Herr Alipius said...

Die Dame sieht diese Entwicklung als eine Option für die Zukunft und steht ihr sehr aufgeschlossen gegenüber, wie der Rest der Rede zeigt (den ich aber nirgendwo finde, und den ich mir nur in seiner Essenz in Erinnerung rufen kann).

dilettantus in interrete said...

Also ich weiß nicht was Ihr habt:

Die Damen sind eindeutig als latholische Nonnen erkennbar. So wie Priester an der Krawatte eindeutig erkennbar sind.

Jemand im Habit kann Schauspieler sein oder einer schrillen anglikanischen Abspaltung angehören - das da oben sind Nonnen!

p.s. Alipius: Bottroper Kegelclubs sehen ganz anders aus - zumindest auf gestellten (d.h. vorbereiteten!) Photos.

Stegi said...

Mist, der dilettantus war schneller...

Spaß beiseite- der 68er-Klerus stirbt tatsächlich weg- mal sehn was der neue Klerus bringt.

Meiner Erfahrung nach tragen junge Seminaristen mittlerweile wieder stolz ihren jeweiligen Habit.

Mir kommt es auch in Rom so vor, dass von Jahr zu Jahr mehr Geistliche im Talar rumrennen, insgesamt sehr begrüßenswert.

Im übrigen gibt es bezgl. der zu tragenden Kleidung doch unmissverständliche einschlägige Richtlinien, ich frage mich andauernd, weshalb niemand einen Verstoß gegen selbige ahndet.

Nun, man hat ja bereits Bischöfe in äußerst zivilem "Habit" gesehen- nicht zuletzt auf diesem Blog.

Yon said...

Hab heut einen schnieken Priesterkragen um einen Hals mittleren Alters gesehen. Ich hab mich ein bißchen gesputet, um dem Herrn noch den Weg abzuschneiden, damit ich ihn freundlich und anerkennend grüßen kann - er war aber zu hektisch mit seinem Handy unterwegs. Schade. Aber gefreut hat mich der Anblick trotzdem sehr.
Liebe Priester, zieht euch doch bitte alle so fein an... man sieht ja, wie das die Laien in Bewegung bringt!